Weihnachtsbrief, 28. Nov. 2021
Liebe Landsleute aus Stadt und Kreis Neumarkt, liebe Heimatfreunde!
75 Jahre ist es nun schon her, dass die nicht vor der heranrückenden Roten Armee geflüchteten, sondern in Ostdeutschland – Ost- und Westpreußen, Danzig, Pommern, Ostbrandenburg und Schlesien – verbliebenen Deutschen in einer beispiellosen Aktion, die von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges sanktioniert und von dem mit der Verwaltung des allergrößten Teils von Ostdeutschland beauftragten Polen durchgeführt worden war, ihres Eigentums beraubt und aus ihrer Heimat vertrieben worden sind. Millionen von Deutschen wurden planmäßig entwurzelt und in eine ungewisse Zukunft geschickt.
Das Rad der Geschichte hat sich weitergedreht! Gegensätzlichkeiten, die früher unvereinbar waren, haben sich aufgelöst, sind da zu einem Miteinander mutiert, wo Menschen aufeinander zugegangen sind und – wissend um die Vergangenheit – gemeinsam in die Zukunft blicken. „Vertreibungen und Deportationen ächten – Völkerverständigung fördern!“ lautete das Thema des diesjährigen Tages der Heimat, veranstaltet am 28. August 2021 in Berlin vom Bund der Vertriebenen (BdV).
Welch eine Entwicklung bei all dem Schmerz und dem Leid, dass die Heimatvertriebenen aus Stadt und Kreis Neumarkt und aus ganz Ostdeutschland erfahren haben! Gemeinsam unterwegs in einem Europa, das den störenden und zerstörenden Nationalismus zu überwinden sucht – auch wenn dabei hier und da gelegentlich der Rückwärtsgang eingelegt wird. Gehen wir diesen Weg mit wachen Sinnen unbeirrt weiter – immerhin konnte die Mehrzahl der Länder Europas schon 75 Jahre mit diesem Weg in Frieden und Wohlstand leben. Und wir dürfen auch dem Schmerz und dem Leid, welche vor 75 Jahren erfahren worden sind, Raum geben, dürfen es herauslassen und artikulieren. Das Gedenken daran, an die leidvollen Erfahrungen und Betroffenheiten darf nicht unterdrückt und totgeschwiegen werden. Daher sind Gedenkorte und Gedenkveranstaltungen wie die des BdV wichtig für unsere Gesellschaft.
Der Neumarkter Verein e.V. Hameln hat, zumindest während der Jahre meines Vorsitzes, eigene Gedenkveranstaltungen anlässlich des Tages der Heimat oder in diesem Jahr anlässlich 75 Jahre Vertreibung der Deutschen aus Stadt und Kreis Neumarkt wie aus ganz Ostdeutschland nicht durchgeführt. Gleichwohl hat der coronabedingte Stillstand im Leben des Neumarkter Vereins etwas hervorgebracht, was einem Gedenken u. a. an Flucht und Vertreibung 1945/46 aus Stadt und Kreis Neumarkt und darüber hinaus in gewisser Weise gleichkommt.
Wiederholt fiel in den Vorstandssitzungen seit 2014 der Name Martin Frommer in Verbindung mit seiner Bedeutung für den Kreis Neumarkt. Zugleich fiel der Hinweis, dass das „persönliche Archiv“ Martin Frommers bis zum Jahre 1944, das er beim ersten Verlassen der schlesischen Heimat Ende Januar 1945 zurücklassen musste und danach nicht wiedergesehen hatte, im Jahre 2010 nach Hameln zum Neumarkter Verein gelangt war. Mein Interesse an Martin Frommer und seinem Nachlass war geweckt. Nach Sichtung der Schrift- und Bilddokumente des Nachlasses und Sammlung weiterer Informationen für die Jahre 1945 bis zu seinem Tode reifte der Entschluss, ihm ein „Denkmal“ in Form eines Buches zu setzen. Im Jahre 2021, genau 75 Jahre nach der Vertreibung Martin Frommers und fast aller Deutschen aus Ostdeutschland ist die Frommersche Biographie fertig geworden und konnte erscheinen. Das 169 Seiten umfassende und reich bebilderte Büchlein mit dem Titel „Ein Leben für den Kreis Neumarkt in Schlesien. Martin Frommer (1877-1963). Kreisbürodirektor in Neumarkt und Gründungsvater des Neumarkter Vereins in Hameln“ kann beim Neumarkter Verein e.V. Hameln zum Preis von 15,80 € zzgl. Versandkosten bezogen werden.
Im zeitigen Frühjahr, am Sonnabend, 26. März 2022, wird unser Neumarkter Verein seine nächste Mitgliederversammlung abhalten, nachdem dieselbe 2020 und 2021 wegen Corona nicht stattfinden konnte. Die Beachtung und konsequente Anwendung der 2G oder 3G-Regel, ggfls. inkl. Auffrischungsimpfung, wird nach dem gegenwärtigen Sachstand die Durchführung einer Mitgliederversammlung zulassen. Ich bitte Sie, liebe Neumarkter und Heimatfreunde, Sorge dafür zu tragen, dass Sie vor dem Hintergrund Corona teilnehmen können. Denn Ihre Teilnahme ist u. a. deswegen wichtig, weil Vorstandswahlen anstehen! Von den derzeitigen Vorständlern werden nicht mehr alle kandidieren und für ein Vorstandsamt zur Verfügung stehen. Zwar hat der Vorstand sich Gedanken zu einem künftigen Vorstand – er sollte in der Alterszusammensetzung deutlich jünger sein als der bisherige! – gemacht und Ansprachen getätigt, aber die Wahlkompetenz liegt bei der Mitgliederversammlung, also bei Ihnen, liebe Mitglieder. Sie bestimmen den Vorstand für die nächsten drei Jahre!
Am Ende des Jahres 2021 wünsche ich Ihnen, liebe Landsleute und Heimatfreunde aus Stadt und Kreis Neumarkt, und all Ihren Lieben einen guten Weg durch die Tage des Advents, frohe und gesegnete Weihnachten sowie alles Gute, insbesondere Gesundheit, für das Jahr 2022!
Mit diesem Brief erhalten Sie Advents-, Weihnachts- und Neujahrsgrüße und -wünsche aus meiner Feder zum letzten Male – die Kombination acht Jahre Vorsitzender unseres Vereins und fast 70 Jahre alt – haben mich bewogen, loszulassen und Platz zu machen für eine jüngere Vorsitzende oder einen jüngeren Vorsitzenden. Aber bevor es soweit ist, möchte ich Sie am 26. März 2022 in der Mitgliederversammlung in Hameln begrüßen!
Einladung und Programm dazu gehen Anfang Februar 2022 in die Post.
Bitte merken Sie sich auch den Termin für das 34. Neumarkter Heimattreffen vor.
Es wird nun am Sonntag, 19. Juni 2022, in Hameln stattfinden.
Es grüßt Sie herzlich
Dr. Bernhard Jungnitz