Spektakel in Neumarkt!

In der Mittagszeit des Montags, 4. August 2025, waren die Hauptstraßen Neumarkts – Liegnitzer Straße, Unter- und Oberring und Breslauer Straße – für den Autoverkehr komplett gesperrt. Fähnchen schwenkende Menschen, Kinder und Erwachsene in großer Zahl, säumten in freudiger Erwartung die Straßen; es lag deutlich spürbar etwas in der Luft! Tatsächlich aber spielte sich alles auf der Straße ab: Etwa um 13:00 Uhr sausten annähernd 200 Profi-Radrennfahrer aus aller Welt (29 Nationen, z. B. Polen, Frankreich Großbritannien, Niederlande, Belgien, Deutschland, USA, Italien und Spanien) in bunten Trikots und auf leichten Rennrädern von Westen kommend die Liegnitzer Straße hinauf, vorbei an der St. Andreaskirche, zum Unterring und weiter, Rathaus und Oberring links und das Kreishaus rechts liegen lassend, in die Breslauer Straße. Die Zuschauer feuerten mit starken Zurufen und durchdringendem Beifall die Radrennfahrer an – und nach kurzer Zeit, nachdem der letzte Profi durch war, war das Spektakel auch schon wieder vorüber!
Was war das nun für ein Spektakel? Die Antwort lautet: Im Jahre 2025 führte die 82. Tour de Pologne, das polnische Pendant zu der in Deutschland bekannteren Tour de France, durch Niederschlesien, Oberschlesien und Kleinpolen und berührte dabei auch den Kreis und die Stadt Neumarkt.
Die erste Tour de Pologne startete im Jahre 1928, zehn Jahre nach der Wiedererstehung Polens als Staat. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg fiel dieses Radrennen von 1940 bis 1946 aus und seit 1947 bis heute wird die Tour de Pologne auf jeweils neu ausgewählten Routen jährlich ausgetragen. Im Jahre 2006 gewann der Deutsche Stefan Schumacher vom „Team Gerolsteiner“ das Rennen.
Die erste Etappe der diesjährige 82. Tour de Pologne, untergliedert in sieben Etappen und über eine Gesamtdistanz von 1075,9 km gehend, begann am 4. August um 11:35 Uhr in Breslau (Wrocław) an der Jahrhunderthalle. Zunächst ging es in einer Art Schaufahren an den Südrand der schlesischen Landeshauptstadt, wo das Rennen um 12:05 Uhr gewissermaßen „scharf“ wurde, das Schaufahren in das tatsächliche Rennen überging. Durch das Dorf Gnichwitz (Gniechowice) ging es Richtung Westen auf Blüchersruh/ Krieblowitz (Krobielowice) zu und vorbei am ruinösen Grabdenkmal des Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819) dem Städtchen Kanth (Kąty Wrocławskie) entgegen. Von hier aus ging es über Groß Peterwitz (Piotrowice), schon im Kreis Neumarkt (Powiat Średzki) gelegen, Kostenblut (Kostomłoty), Zieserwitz (Cesarzowice) und Dietzdorf (Chiechów) in die niederschlesische Kreisstadt Neumarkt (Środa Śląska), 45 km nach dem Start. Neumarkt wurde von West nach Ost durchquert und dann wieder – durch das nördliche Neumarkt – der Weg gen Westen eingeschlagen. Nach dem Dorf Falkenhain (Jastrzębce) und dem Städtchen Maltsch (Malczyce) wurde Parchwitz (Prochowice), bereits im Landkreis Liegnitz gelegen, angefahren. In einer weiten Schleife durch den Landkreis Liegnitz wurden nach insgesamt 199,7 km ohne kräftezehrende Steigungen um ca. 16:30 Uhr die Radrennfahrer in Liegnitz (Legnica) erwartet.
Die weiteren Etappen waren deutlich bergiger: Von Krummhübel (Karpacz) ging es 148,9 km durch das Gebirge zurück nach Krummhübel; die 3. Etappe startete in Waldenburg (Wałbrzych)und endete dort nach 161,6 km auch wieder; die vierte Etappe führte von Rybnik nach Teschen (Cieszyn) und die nächste Etappe ging von Kattowitz (Katowice) nach Zakopane; die vorletzte Etappe war ein Rundkurs, der in Bukowina Tatrańska begann und hier auch endete; Start- und Endpunkt die letzte Etappe am 10. August 2025 war Wieliczka, die Stadt der Salzbergwerke, zugleich der Endpunkt der 82. Tour de Pologne. Gesamtsieger dieser Polenrundfahrt, die diesmal durch Südpolen (Nieder- und Oberschlesien sowie Kleinpolen) führte, war der US-Amerikaner Brandon McNulty.
Wer Näheres über die 82. Tour de Pologne erfahren möchte, möge sich des Internets bedienen.
Dort findet man z. B. unter www.eurosport.de>polen-rundfahrt oder tourdepologne.pl u. a. Berichte, Fotos und Videos, auch von Neumarkt!
Dr. Bernhard Jungnitz