September-Hochwasser 2024 in Österreich, Bayern, Tschechien, Sachsen und im südlichen Polen:

Die Meteorologen kündigten bereits in der ersten Septemberwoche 2024 heftige Niederschläge und als Folge davon Hochwasser, Überschwemmungen und Zerstörungen/ Verwüstungen in Österreich, Bayern, Tschechien, Sachsen und im südlichen Polen, insbesondere in Schlesien an.
Ursache für diese Unwetter, vor denen im Fernsehen, Radio, Zeitungen und auch Handys gewarnt wurde, war ein sogenanntes „Genua-Tief“. Aufgrund des unüblich stark erwärmten Mittelmeeres gelangten im Golf von Genua enorme Mengen von Feuchtigkeit in die Atmosphäre. Diese wurden von Luftströmungen in nordöstliche Richtung fortgetragen. In Verbindung mit Kaltluftberührung kam es dann von Südwest in Richtung Nordost zu massiven Regenfällen in den genannten Ländern.

Vom 8. bis zum 21. September 2024 war ich in Nieder-Mois (Ujazd Dolny) im Kreis Neumarkt. So konnte ich das Wetter-/ Unwettergeschehen unmittelbar miterleben. Bis Mittwoch, 11. September, herrschte trockenes, sonniges und warmes Spätsommerwetter, Temperaturen bis 25°/ 30° C. Am 12. September setzten starke Regenfälle ein, die bis zum frühen Sonntagmorgen anhielten und dann bis zum Montagmorgen, 16. September, schauerartig ausklangen. In Nieder-Mois schwoll der Tschammerbach, der von Tschammendorf (Samborz) kommend an Jerschendorf (Jarosław) vorbei Richtung Ober-Mois (Ujazd Górny) fließt, dann das Dorf Nieder-Mois durchströmt und sich einige hundert Meter nördlich von Nieder-Mois in den aus Körnitz (Karnice) heranströmenden Leisebach ergießt, stark an und trat an einigen Stellen über die Ufer. Jedoch blieben die Straßen verschont und passierbar, auch die Brücken in Nieder- und Ober-Mois wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Häuser waren ebenfalls nicht von dem Hochwasser betroffen.

Regelmäßig habe ich bei meinen Besuchen und Aufenthalten in Nieder-Mois Kontakt mit Mieczysław (Mietek) Kudryński, Ehrenmitglied des Neumarkter Vereins, Landwirt in Buchwald (Bukówek) und in vielfältiger Weise engagiert für das Gemeinwohl, insbesondere für ein leistungsfähiges Feuerwehrwesen in der Gemeinde Neumarkt (Środa Śląska), zu der das Dorf Buchwald gehört. Selbstverständlich war bei meinem jetzigen Besuch das Wetter/ Unwetter ein Thema der Gespräche zwischen Mietek und mir. Mietek informierte mich darüber, dass Elżbieta Czarnota, Bürgermeisterin der Stadt Neumarkt, und ihr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständiges Team aufgrund der bedrohlichen Wetterverhältnisse das diesjährige Neumarkter Weinfest, das für den Sonnabend, 14.September 2024, vorgesehen war, schweren Herzens abgesagt haben.

Am Sonntag, 15. September, erlebte ich dann während der Autofahrt über die Landstraße nach Breslau eine Überraschung: Hinter Kanth (Kąty Wrocławskie), schon im Landkreis Breslau gelegen, und nach Überquerung der Weistritz, wurde sichtbar, dass dieses aus Richtung Schweidnitz und dem Gebirge heranströmende Flüsschen sich zu einem ausgewachsenen Fluss entwickelt hatte. Die Straße, die sich ca. 200 Meter nach der Weistritzbrücke gabelt, wurde von der Weistritz überspült. Die Weiterfahrt nach Blüchersruh (Krobielowice) war nicht mehr möglich und die Abzweigung dorthin abgesperrt, während die Weiterfahrt Richtung Groß Schottgau (Sadków)/ Breslau, noch möglich war unter Inkaufnahme einer Unterbodenwäsche für das Auto.

Für den Kreis Neumarkt stellte sich einige Tage nach dem Aufhören der starken Regenfälle und bereits wieder bei Sonnenschein eine bedrohliche Lage. Die vielen Niederschläge in Tschechien und im Gebirge (Sudeten) führten zu einer Hochwasserwelle in der Oder. Am 18., 19. und 20. September 2024 passierte diese Flutwelle den Kreis Neumarkt. Bereits am 16. September hatte der Hochwasserkrisenstab um Bürgermeisterin Czarnota – zum Krisenstab gehörte auch Mietek Kudryński – die zu ergreifenden Maßnahmen zur Sicherung der Deiche an der Oder beraten und beschlossen. Die Oderdeiche schützen einige Dörfer der Gemeinde Neumarkt vor Hochwasser. Zu den Schutzmaßnahmen gehörten insbesondere die Stabilisierung der Deiche mit Sandsäcken und die 24stündige Überwachung der Oderdeiche gegen Durchweichen und damit Schwächung. Mit der Überwachungstätigkeit hatte Bürgermeisterin Czarnota u. a. Mietek Kudryński beauftragt.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass der Kreis Neumarkt Glück gehabt hat und von einer Katastrophe in den Septembertage 2024 verschont geblieben ist. Zu denken gibt aber die Tatsache, dass in einem Zeitraum von knapp dreißig Jahren Schlesien und der Kreis Neumarkt dreimal von katastrophalen Hochwasserereignissen betroffen gewesen ist.

Dr. Bernhard Jungnitz
stellvertr. Vorsitzender des Neumarkter Vereins

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