Gedenken der besonderen Art

Gedenken der besonderen Art an 75 Jahre Vertreibung der Deutschen aus Kamöse/ Kreis Neumarkt

Am Sonntag, 26. September 2021, als in der Bundesrepublik Deutschland die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen waren, den Bundestag neu zu wählen, ereignete sich Kamöse (heute Chomiąża)/ Kreis Neumarkt etwas, was es bis dahin meines Wissens nach im Kreis Neumarkt noch nicht gegeben hatte.

Der seit Juli 2018 an der katholischen Pfarrkirche Hl. Erzengel Michael in Kamöse tätige Pfarrer Andrzej Obuchowski hatte aufgrund seiner vorherigen Tätigkeit die Inspiration, die noch vorhandenen Reste – Fragmente von Grabsteinen, eiserne Grabkreuze u. ä. – des ehemaligen deutschen Friedhofs nahe der Pfarrkirche zu sammeln und zu einem Gedenkort/ Lapidarium zu gestalten. Pfarrer Obuchowski hatte neunzehn Jahre, von 1997 bis 2016, als Seelsorger für die Katholiken im Altai-Gebiet in Sibirien gewirkt. Seine Gemeindemitglieder waren im wesentlich Nachfahren von nach dorthin deportierten Deutschen, Polen, Litauern, Ukrainern und Russen. In dieser Zeit suchte er in der sibirischen Taiga und Steppe u. a. nach vergessenen Grabstätten. Diese wurden mittels Errichtung von Gedenkkreuzen und Denkmälern wieder ins Bewusstsein der Menschen seines Seelsorgebezirkes zurückgeholt. Auch in den Medien fanden diese Aktionen Niederschlag.

Friedhof Kamöse
In Kamöse begann Pfarrer Obuchowski sogleich in ganz ähnlicher Weise zu wirken. Über die Einweihung des Gedenkortes/ Lapidariums am 26. September 2021, die zugleich ein Gedenken an die im Juni 1946 erfolgte Vertreibung der deutschen Bevölkerung Kamöses und darüber hinaus war, schreibt Mieczysław Kudryński, Ehrenmitglied unseres Neumarkter Vereins und bei der Einweihung des Lapidariums zugegen, folgende Zeilen:

„Die feierliche Enthüllung des Lapidariums fand am 26. September nach der Heiligen Messe statt mit großer Beteiligung der Gemeindemitglieder. Eingeladen waren Vertreter der Behörden der Gemeinde Maltsch (Malczyce), des Vereins der Freunde von Maltsch und Umgebung sowie die Geistlichen des Dekanats [Neumarkt]. Aufgrund der Parlamentswahlen in Deutschland an diesem Tag konnte der [eingeladene] deutsche Generalkonsul aus Breslau, Hans Jörg Neumann, nicht kommen und richtete seinen persönlichen Dank und seine Wünsche an die Gemeinde Kamöse. Das Weihegebet in deutscher Sprache wurde von P. Professor Ryszard Zawadzki [gesprochen] und zum Schluss [das Lied] „Großer Gott, wir loben dich …“ ebenfalls in deutscher Sprache gesungen.“
Die drei Fotos vermitteln einen Eindruck dieser Einweihungsfeier eines Gendenkortes, der an die deutsche Vergangenheit erinnert – und dies inmitten des Dorfes direkt neben der Kirche! Der deutsche Text auf der Gedenktafel lautet:

„Zum Gedenken // Schliesst in Eure // Gebete alle Christen // mit ein, die in Kamöse // gelebt haben.“

Dr. Bernhard Jungnitz,

Vorsitzender des Neumarkter Vereins

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